Prof. Ziegler mit einem Beitrag in
der Zeitschrift Geotechnik vertreten 

September 2022

In Heft 3/2022 hat Prof. Ziegler zusammen mit seinem früheren Doktoranten Dr. Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Elias Tafur einen Aufsatz mit dem Titel „Harmonisierung in der Geotechnik – eine statistische Methode zur Ermittlung der repräsentativen Werte geotechnischer Kenngrößen unter Berücksichtigung von Vorinformationen" veröffentlicht. Er ist als Ergänzung zum bereits im letzten Jahr erschienenen Aufsatz „Harmonisierung in der Geotechnik – ein einheitliches Nachweisverfahren“ zu sehen. 

Die repräsentativen Werte sind die Werte, die im Sicherheitsnachweis in die Grenzzustandsgleichung eingesetzt werden. Ihre Bestimmung erfolgt in der Regel durch einen Geotechnischen Sachverständigen, der die Werte aufgrund von Labor- und Felduntersuchungen sowie aufgrund seiner Erfahrung als „vorsichtig geschätzte Mittelwerte“ festlegt. Der neue Eurocode 7-1 lässt aber daneben gleichberechtigt die Bestimmung auf der Grundlage von statistischen Verfahren zu, wobei die Wahl der Bestimmungsmethode allerdings nicht verbindlich vorgeschrieben wird. Im Anhang A wird lediglich ein mögliches Verfahren für die Bestimmung des charakteristischen Werts beschrieben. Der repräsentative Wert xrep ergibt sich dann aus dem charakteristischen Wert xk, der ggf. noch mit einem Umrechnungsfaktor η multipliziert wird, der für verschiedene Effekte aus z.B. Feuchtigkeit oder Temperatur steht, oftmals aber auch zu 1,0 gesetzt wird. 

Gegen die Anwendung statistischer Verfahren wird oft ins Feld geführt, dass die meist nur in geringer Anzahl zur Verfügung stehenden Aufschlüsse nicht ausreichen, um eine solide Grundgesamtheit für die Anwendung statistischer Verfahren zu bilden. Im Ergebnis wird dann ein charakteristischer Wert erhalten, bei dem eine so große Streubreite zu berücksichtigen ist, dass die Ergebnisse nicht sinnvoll genutzt werden können. Die Situation verbessert sich deutlich, wenn zusätzliche Vorinformationen zum Baugrund vorliegen und in der statistischen Auswertung berücksichtigt werden. Diese können aus früher durchgeführten Baugrunduntersuchungen in der Nachbarschaft oder auch aus allgemein gesicherten geologischen Erkenntnissen zum anstehenden Baugrund stammen. Sofern solche Vorinformationen vorliegen, lassen sich auch mit nur wenigen Aufschlüssen brauchbare Werte ermitteln. In dem Aufsatz wird ein Verfahren vorgestellt, dass die Vorgehensweise nach EC 7-1 in den dort noch offenen Punkten präzisiert und mit dem darüber hinaus in Abhängigkeit der Güte der Vorinformationen angegeben werden kann, wieviele Aufschlüsse mindestens vorhanden sein müssen, um mit den damit ermittelten repräsentativen Werten ein vorgegebenes Zuverlässigkeitsniveau zu erreichen, das im Rahmen dieses Aufsatzes für einen Zuverlässigkeitsindex β von 3,3 für einen Bezugsraum von 50 Jahren gewählt wurde.