In der dritten Ausgabe der Geotechnik (44. Jahrgang, Heft 3, September 2021) ist die
Prof. Ziegler mit einem Beitrag vertreten.
Die in Europa angewendeten verschiedenen Nachweisverfahren der EN 1997 beruhen auf unterschiedlichen Traditionen und Philosophien bei der Art und dem Zeitpunkt der Faktorisierung von Einwirkungen und Widerständen. Die dadurch entstandene Vielfalt der Nachweisformate wird auch in der zukünftigen Normengeneration beibehalten, weshalb das Ziel eines harmonisierten Nachweisverfahrens mit einem einheitlichen Sicherheitsniveau damit wieder nicht erreicht wird.
In diesem Zusammenhang berichten Dr. Elias Tafur und Prof. Ziegler in ihrem Aufsatz mit dem Titel „Harmonisierung in der Geotechnik – ein einheitliches Nachweisverfahren“ über das sogenannte MRFA-Nachweisverfahren, das auf den Grundgleichungen der EN 1990 basiert und für die jeweiligen Parameter in der Grenzzustandsgleichung (Einwirkungen, Beanspruchungen, Baugrundwiderstände, geotechnische Kenngrößen) einen eigenen Teilsicherheitsbeiwert vorsieht. Zur zahlenmäßigen Bestimmung dieser Teilsicherheitsbeiwerte wurden Zuverlässigkeitsberechnungen für übliche geotechnische Bauwerke mit unterschiedlichen Randbedingungen und für verschiedene Grenzzustände so durchgeführt, dass damit eine vorgegebene Versagenswahrscheinlichkeit nicht überschritten wird. In einem Anwendungsbeispiel wird die Vorgehensweise erläutert.
Es wird gezeigt, dass durch das Konzept des MRFA-Verfahrens eine formale Harmonisierung in der geotechnischen Bemessung erreicht wird. Weiter werden bei Anwendung des Konzepts, mit anhand von Zuverlässigkeitsmethoden bzw. probabilistischer Verfahren abgesicherten Teilsicherheits-beiwerten, sichere und wirtschaftliche Bauteilabmessungen erhalten, die in der Mitte der in Europa mit bisherigen nationalen Berechnungsmethoden erhaltenen Schwankungsbreite liegen.